Mittwoch, 31. Dezember 2008

Frohes Neues!!!!

Da ist er nun, der letzte Abend im alten Jahr - und die ersten frühen Morgenstunden des neuen sind nicht mehr fern...
Ich wünsche euch allen ein ganz besonderes Silvester - mit vielen lieben Freunden, viel Gelächter, guten Vorsätzen und einer gemütlichen Trunkenheit ;) (natürlich nur für die Volljährigen unter euch und die, die dieser legalen Drogen eh schon verfallen sind!)

Ich selbst mache mich jetzt auf den Weg nach Kigali - Fabian drängt mich schon, dass ich endlich packen und zum Bus rennen soll... vorbei ist die meditative Ruhe und Ausgeglichenheit ;)

Feiert schön und begrüßt das Neue Jahr gebührend -

alles Liebe und Gute - eure Milli

Sonntag, 28. Dezember 2008

Ein letzter Hauch Weihnachten...





Ein Licht für´s Neue Jahr - Fabian und ich, weil wir sonst nie so harmonisch und friedlich sind ;)

Nachdenk- und Reflektiertage...

Einen gemütlichen Sonntagabend oder einen munteren Montagmorgen - wann immer ihr diesen Blog lest...
Die letzten zwei Tage habe ich eine kurze Besinnungs-Nachdenk- und Reflektierpause eingelegt, Fabian und unseren Weihnachtsbesuch an den Lake Kivu geschickt und dem Alleinsein gefrönt :). In meiner ersten Zeit hier hatte ich das viel, freie Zeit, Ruhe (unterbrochen von Babygeschrei oder Kindergezanke) zum Nachdenken über Gott, die Welt und ihre verschiedenen Gesichter, mich selbst. Mit meinem Umzug, den ich bis heute nicht bereue, der mir viel Freude und viele neue Freunde gebracht hat, kam die laute WG-Welt, das ständige Zusammensein und das zwangsläufige Aufhören des besinnlich-grüblerischen Rückzugs.
Ich hatte in den letzten Tagen - vielleicht auch weil das Neue Jahr so kurz bevor steht und damit, in alter Tradition, das Nachsinnen über gute, neue und doch nie umgesetze Vorsätze beginnt - das Gefühl, dass es gut wäre nach fast vier Monaten hier und nur noch neun weiteren Wochen, eine Zwischenbilanz zu ziehen. Was ist aus meinen Vorstellungen geworden, aus meiner Motivation hierher zu kommen? Wie ist es mir ergangen, habe ich mich verändert? Was von dem, was ich mir vorgenommen hatte, habe ich umsetzen können, was noch nicht? Was gefällt mir, was stört mich? Und so weiter und so fort.
Natürlich habe ich nicht halb so viele Antworten wie Fragen nach diesen zwei Tagen - aber ich habe wunderbar lange geschlafen, viel viel Gitarre gespielt, was ich kläglich vernachlässigt hatte, gelesen, ein bisschen gedacht und ein bisschen was aufgeschrieben. Ich bin wieder etwas ausgeruhter und freue mich auf das Neue Jahr - mit all den Möglichkeiten und anstehenden Entscheidungen. Mit all seinen Herausforderungen und kleinen Erfolgen.
Ich bin wieder gelassener und ausgeglichener - Fabian kann sich freuen ;).
Gesundheitlich gehts uns beiden wieder besser. Beide Malariatests waren negativ, was mich wirklich erleitert hat! Kleine Schübe, Phasen, in denen noch nicht alles stimmt und man sich unwohl fühlt, gibt es noch, aber es wird von Tag zu Tag besser. Keine Ahnung, was das war oder ist. Ich spiele mit dem Gedanken doch noch ein "großes Blutbild" machen zu lassen, und auf alles Mögliche testen zu lassen... "Hypochonder, Hypochonder" ;)
Morgen geht die Arbeit wieder los - nein, wir machen nicht blau zwischen Weihnachten und Neujahr, wie so manch anderer "Verein" hier... Momentan bin ich fleißig am Interview tippen, übersetzen und nach Deutschland mailen. Die deutsche Paten unserer Kinderfamilien werden einmal im Jahr - meist zu Weihnachten - auf den neuesten Stand gebracht, wie es ihren Schützlingen geht, was die Schule macht, wie es zu Hause klappt.
Ansonsten stehen für das Neue Jahr einige grundlegende Veränderungen an. Da wäre Mwezi, das neu strukturiert wird und einen eigenen Koordinator bekommen soll, weil wir von Butare aus einfach zu wenig und unregelmäßig Einblick haben können. Da wäre Mbasi und die Kinderfamilien, die teilweise, wie sich jetzt herausstellte, von drei NGOs gleichzeitig unterstützt wurden. Auch hier steht eine Neustrukturierung und Neuverteilung von Zuständigkeiten und Aufgaben an. Da wäre FIDESCO mit den Straßenkindern mit denen es weiterhin schwierig ist...
Ihr seht, ein bisschen was habe ich hier doch zu tun - von wegen ich würde nur Ferien und Selbstfindungserfahrungen machen!

Meine Lieben, hier neigt sich der Abend dem Ende zu und ich muss morgen wieder früh raus. Ich wünsche euch allen eine geruhsame Nacht oder einen guten Morgen -

Ich hoffe sehr, dass ihr Weihnachten heil überstanden habt. Genießt die letzten Tage des alt gewordenen Jahres... besinnt euch ein bisschen und nutzt die Zeit um Auszumisten - innerlich und äußerlich. Fasst neue Vorsätze, auch wenn ihr sie höchstwahrscheinlich doch nicht umsetzt. Denn wer aufgehört hat an seinen Illusionen zu hängen, der lebt nur noch halb. Milenas Wort zum Sonntag.

Alles Gute!

Dienstag, 23. Dezember 2008

Weihnachtsbaum im Shoppingcentre in Uganda

Morgen Kinder wird´s was geben...

Guten Abend ihr Lieben!
Es ist soweit, morgen ist Heilig Abend! Ich habe den ganzen Abend mit Basteln verbracht und vor unserem selbstgemachten Adventskranz gesessen, der pünktlich zum 4. Advent fertig wurde ;) Im Hintergrund selbstverständlich Marcus´gesammelte Weihnachtslieder!
Unsere "Tanne" wartet schon auf der Terasse und es sieht zum ersten Mal seit Jahren so aus, als würde ich mit allem rechtzeitig fertig werden. Und auch wenn die Weihnachtsstimmung sich ganz anders anfühlt als zu hause, hier der Schnee, die Kälte, die Familie und die Freunde fehlen, fühle ich mich mittlerweile doch ein bisschen weihnachtlich und freue mich auf Morgen!
Fabian und ich kriegen jetzt doch unerwartet Besuch zum 24., so dass wir den Hasen nicht ganz alleine verspeisen müssen. Irina aus Gikongoro und Marlene und Philip aus Kigali kommen vorbei und feiern mit uns.
Morgen vormittag gehe ich nochmal ins Büro und arbeite, ab Mittag ist dann alles für Einkauf, Kochen und Tannenbaumschmücken reserviert. Fabian will sich am Hasenbraten und selbstgemachten Spätzle versuchen, während ich lediglich für Gemüse, Salat und Nachtisch zuständig bin - sollte ich noch hinkriegen, entfalte meine Kochkünste hier jeden Tag ein wenig mehr!

Die letzten Tage war ich ein bisschen melancholisch und habe pünktlich zu Weihnachten einen Heimwehschub, aber heute gehts schon wieder viel besser und ich bin überzeugt, dass wir zwar ein ganz anderes, aber ein schönes Weihnachten feiern werden. Wenn ich ehrlich bin, ist es das erste Mal seit vielen Jahren, dass ich zu Weihnachten etwas bastel oder nach liturgischen Texten suche... wer weiß, vielleicht kommen wir Weihnachten hier näher als gedacht - mit weniger Geschenken, mehr Dankbar- und Besinnlichkeit.

Ich wünsche euch allen ein wunderbares Fest, besinnliche und friedliche Tage!
Frohe Weihnachten, alles Liebe - eure Milli

ps.: Das Einzig blöde ist, dass wir beide seit gestern gesundheitlich nicht mehr auf der Höhe sind... Fabian hat schon einen Malariatest gemacht, der (bei 60% Fehlerquote) negativ war. Ich selbst habe seit 2 Tagen andauernde Kopfschmerzen, Unwohlsein, enorme Müdigkeit, Magen-Darm-Beschwerden (was beschwere ich mich, hatte ich ja auch lange nicht mehr... auf in die dritte Runde). Hoffen wir das Beste. Weihnachten im Bett wär nicht so schön - drückt uns die Daumen, dass es, was immer es ist, so schnell wieder geht wie es gekommen ist...

pss.: Vielen Dank für all die lieben Weihnachtsgrüße und Karten, habe mich sehr gefreut!

Merry Christmas, Joyeux Noel, Feliz Navidad!

Samstag, 20. Dezember 2008

Bei Bettinas Abschiedsparty




Noch vier Tage...

Wir haben wieder einmal Samstagnachmittag und ich stelle mit Erstaunen fest, dass ich erst drei Posts für den Dezember habe... schändlich, wo ich doch wohl von allen im Ausland lebenden Freunden die beste Internetverbindung habe - noch zumindest. Denn Ruandatell, unser freundlicher und so gar nicht unstrukturierter Internet- und Telefonanbieter hat uns noch immer keine Rechnung ausgestellt. In Deutschland würde man sich darüber vermutlich freuen - sollen sie mich doch ruhig vergessen, dann bleibt mehr Geld für´s Weihnachtsshopping! In Ruanda hat solches Vergessen leider zur Folge, dass nach wenigen Tagen die Verbindung gekappt wird. Wer nicht zahlt, soll nicht weiter surfen. Dass wir dabei gar nicht hätten zahlen können (ohne Rechnung), selbst wenn wir gewollt hätten, wird zur Nebensache. Also trotz allem Luxus - doch Afrika.
Da sitze ich nun und nutze die verbleibende Internetzeit (wir habens schon mit Telefonanrufen und Erinnerungen unsererseits probiert... bis jetzt ohne Erfolg. Bürokratie ist eben überall auf der Welt lästig!). Vor mir stehen drei brennende Teelichter - ich habe endlich angefangen für ein bisschen mehr Weihnachtsstimmung zu sorgen - morgen gehts zur Bastel- und Backstunde bei Eva und den Jungs, ich esse fleißig Mandelweihnachtsschokolade (Danke Nora!) und höre Marcus´ Weihnachtsselection rauf und runter - vielen vielen Dank dafür! Freue mich jede Minute daran, vor allem, weil es Fabian zum Tanzen bringt - kein Freudentanz ;)
Und trotzdem - so richtig Weihnachtsstimmung will nicht aufkommen - ich hoffe das ändert sich in der vier verbleibenden Tagen noch. Gegen alles Heimweh bin ich dann doch nicht gefeit und ich ertappe mich dabei, wie ich sehnsüchtig auf unsere Deutschlandkarte schiele und mir ausmale wie winterwunderlich es bei euch aussehen mag... mit Schnee und glitzernden Tannen, Lichterketten, Friede und Freude überall - auch wenn ich eigentlich weiß, dass es bei euch gerade regnet, nur die Alpenränder mit Schnee gesegnet sind und der Geschenkestress vermutlich alles andere als Friede und Eintracht bringt.
Noch vier Tage also. Morgen früh werde ich endlich wieder in die Messe gehen - auf den letzten Drücker (Zuspätkommer des Jahrgangs eben) und passend zum 4. Advent. Die Tage um Weihnachten werden dann hoffentlich doch noch ganz besinnlich werden, bevor wir in Kigali das neue Jahr einläuten wollen. Gerüchten zu Folge soll es irgendwo ein Feuerwerk geben... schön wär´s jedenfalls. Fabian verbanne ich nach Weihnachten für ein paar Tage an den Lake Kivu, der gerade sommerlich einladend ist, und fröne meinem Einsiedlerdasein wieder mal ein wenig. Stehe auf wann ich will, gehe ins Bad wann ich will, dusche solange ich will, lese, meditiere und philosophiere - ja, das wird schön :)
Das Jahr neigt sich dem Ende zu und so stehen hier allerhand Veränderungen an. Dr. Bettina, die ich netterweise so oft ins Krankenhaus begleiten durfte, hatte gestern ihren letzten Arbeitstag und reist Anfang des Jahres zusammen mit ihrer Familie zurück nach Berlin. Alle anderen Ausländer - die französisch-amerikansiche Familie, die deutsch-englische, die polnisch-ruandische... reisen ebenfalls in den nächsten Wochen aus oder haben es schon getan, sodass sich Eva hier ein bisschen verlassen vorkommt. Wir hoffen auf neue nette Mitarbeiter beim DED, der GTZ...
Die liebe Julia ist schon letzten Mittwoch wieder nach Mainz geflogen.
"Julia, ich vermisse dich hier wirklich - komm doch bitte wieder! Ich habe mich sehr über deine Geschenke und deinen lieben Brief gefreut - vielen Dank! Werde auf alles ein Auge haben, was du mir gesagt hast - versprochen!"

Mein Mweziausflug von Mo. bis Mi. war soweit ganz erfolgreich. Wir haben fast 60 Interviews und Fotos für die deutschen Paten gemacht. Teilweise sind die Lebensgeschichten der Kinder so traurig und schockierend, dass ich mich gar nicht traue, das auf eine Weihnachtskarte zu tippen. Obwohl es der eigentliche Gedanke von unserem verkitschten, rot-goldenem Weihnachtsspektakel sein sollte, gerade jetzt an die zu denken, denen es nicht so gut geht wie uns. Die unsere Anteilnahme und unsere Hilfe brauchen. Und denen wir nicht nur gedanklich Seite zu stehen sollten. Vielleicht komme ich Weihnachten doch langsam näher als ich dachte - vielleicht sogar einem ehrlicheren, ursprünglicheren Weihnachten.

Meine Lieben, ich wünsche euch trotzdem diesen Weihnachtskitsch - mit Glühwein und Christkindlmarkt, mit Stollen und Plätzchen, mit Lichterketten und krummen Tannen - mit Friede, Freude und Eintracht - wenigstens zu Weihnachten. Und wenn ihr das Alles habt, dann denkt an uns hier unten - die wir mit Erdbeer-Bananen-Coctail vor künstlichen Weihnachtsbäumen in 24h-Supermärkten sitzen, mit sonnenverbrannten Gesichtern von ständig wechselndem, aber nie verschneiten Wetter im Wissen, dass es keinen Grund auf der Welt gibt, sich zu beklagen...

Alles Liebe und einen gemütlichen, besinnlichen vierten Advent.
Ich denke an euch, eure Milli

Sonntag, 14. Dezember 2008

Und noch n paar...






Markt in Entebbe, verrückter Fabian... ;)

Noch ein paar Fotos...






Tja, das Moloch - und Fabian, Olga, Fredericke und ich auf dem Weg nach Entebbe

Samstag, 13. Dezember 2008

Ugandatrip - Großstadtleben

Guten Morgen meine Lieben - wir haben Samstagvormittag, ihr liegt wahrscheinlich noch faul und träge in euren Betten und denkt mit Grauen an die Kälte, den Schneematsch und trüben Regentag der euch bevorsteht... hier scheint die Sonne, ich sitze auf unserer Veranda in Rock und T-shirt, trinke Adventstee und freue mich an den Grüntönen, dem saftigen Gras, dem Vogelgezwitscher und der Ruhe - fernab vom vorweihnachtlichen Geschenke- und (für die Schüler und Studenten unter euch) Klausurenstress. Heute Abend fahre ich nach Kigali und gehe auf´s Shaggy-Konzert. Nicht ganz mein Geschmack, aber was tut man nicht alles für ein bisschen Unterhaltung und Nachricht aus der "alten Welt".

Am späten Donnerstagabend bin ich nach einer nervenaufreibenden, anstrengenden fast 15-stündigen Busfahrt wieder in Butare angekommen. Zusammen mit Fabian und Olga war ich eine knappe Woche im englisch-sprachigen Nachbarland Uganda unterwegs, habe viele nette Leute aus allen Teilen der Welt kennengelernt (Backpackers!!!), das Moloch Kampala genossen und dem Viktoriasee in Entebbe einen Besuch abgestattet.
Die Busfahrt von Kigali nach Kampala dauert fast 11h, geht früh morgens los und ist für alle Thromboseanfälligen kein Zuckerschlecken - aber es lohnt sich! Nach mehreren Stops, Benzinausdünstungen, schwarzen, giftigen Rauchschwaden und einer Verstopfung in der Benzinleitung kamen wir endlich an. Waren hundemüde, fanden einen netten Taxifahrer, der mit sich verhandeln ließ, und wurden in Kampalas "Backpackers" chauffiert. Wäre ich alleine gereist, hätte ich mit Sicherheit ins nächstgelegene Hotel eingecheckt, viel zu viel bezahlt und nicht halb soviel Spaß gehabt. Aber Olga und Fabian, mit denen man sehr gut eine Woche Urlaub machen kann! (Danke, dass ihr mit wart!), haben insistiert und so waren wir wenig später umringt von allerhand lustigen Leuten von überall her. Die alles mögliche machten und arbeiteten oder gar nichts. Die super gut Englisch sprachen, weil sie aus London, L.A. oder Südafrika kamen und so locker und offen waren, dass man sich gleich wohl fühlte. Mich hat erneut die Reiselust gepackt und ich bin am Überlegen, wo ich noch überall hinmöchten, was ich noch alles sehen will - mit dem Finger auf der Weltkarte. Uganda hat mir wirklich gut gefallen - oder zumindest der kleine Teil, den ich gesehen habe (Kampala, ein bisschen Uganda aus dem Busfenster und Entebbe - berühmt geworden durch die Flugzeugentführung einer Air France 1976 im Zuge des Israel-Palästina Konflikts).
Die Hauptstadt ist der Wahnsinn... unglaublich laut, stressig, noch viel mehr Menschen als in Kigali, dazu ein Dreck, eine Verschmutzung, die ich nicht beschreiben kann. Mir ist noch nie so klar gewesen, wie sauber und ordentlich Ruanda im Vergleich zum restlichen Afrika ist - die Diktatur und das strikte Verbot zur Einführung von Plastiktüten hat Vorteile... Und trotz der Hektik, der Abgase, dem Geschiebe und Gedrücke - ich habe kurz überlegt, ob ich nicht dableibe. Es war so schön mal wieder potentiell von allen verstanden zu werden und sich lange und ausführlich - nicht nur mit Ausländern - unterhalten zu können! Mein Französisch ist noch immer mehr als mies - und der ruandische Modernisierungskurs geht schleppend voran. Ab Januar 2009 soll Englisch hier zur Businesssprache werden. Wie das praktisch umgesetzt werden soll, woher die Lehrer kommen sollen ist mir nicht klar...
Es gibt ein Vorurteil, das besagt, dass die Ugander netter wären und die Ruander eigentlich eher verschlossen und misstrauisch. Ich habe das nie ganz geglaubt, und verallgemeinern darf man auch nicht, aber meiner begrenzten Erfahrung nach stimmt es für die große Masse... so freundlich und herzlich wie wir in Uganda begrüßt, und auf der Straße angesprochen wurden, habe ich das hier noch nie erlebt.
Zusammen mit Frederike, einer Praktikantin beim DED und Nora, die ich schon bei den Gorillas kennengelernt habe, haben wir Kampala erkundet. Uns die Universität angeschaut (zumindest von außen), waren nach drei Monaten zum ersten Mal wieder in einem Einkaufscenter mit Cineplex (ich kam aus dem Staunen nicht mehr raus und fühlte mich ganz merkwürdig... wie werde ich mich erst nach 6 Monaten und wieder in Deutschland fühlen?) und haben James Bond geguckt. Das Kino sieht um Längen besser aus als unser gutes, altes Idsteiner Filmtheater und ließ mich ganz vergessen, dass ich in Afrika bin - bis an der spannendsten Stelle plötzlich der Strom ausfiel. Doch Afrika ;) Am nächsten Tag war das Unesco-Weltkulurerbe dran: Die Gräber der Könige von Buganda, dann Weiterfahrt nach Entebbe - eine 90.000 Einwohner-starke Stadt direkt am Lake Viktoria, wo uns ein krasses Kontrastprogramm erwartete - nach der Hektik der Großstadt plötzlich unheimliche Ruhe und Trägheit. Der See ist sehr schön - fast meerartig. Wir waren im Botanischen Garten und im Wildlife Education Centre - beides nicht mit westlichem Standard, aber trotzdem schön und sehenswert, auch wenn ich ein bisschen enttäuscht war, dass mir der angekündigte Löwe vorenthalten wurde - das Gehege wurde gerade neu umzäunt. Dafür gab´s Nashörner, die so nahe heran kamen, dass man auf den behaarten Hörnern die Fliegen zählen konnte.
Für einen letzten Abend ging´s dann nochmal zurück nach Kampala - mit Coctailbar (leider eine kleine Enttäuschung) und Poolspiel im Backpackers - Nummern- und Emailadressenaustausch und einer kurzen Nacht vor 15h Rückfahrt. Ich war ein bisschen traurig als ich Uganda verließ - ist wirklich schön da und so ganz anders, sobald man die Grenze passiert.
Aber jetzt, wo ich auf unserer Veranda sitze, Julia neben mir, die mich drängt endlich mit ihr Einkaufen, shoppen und Pancakes essen zu gehen - mit Ruhe und weniger Taschendiebstehlen - da bin ich doch froh, wieder gekommen zu sein. Und wer weiß, vielleicht fahre ich bald mal wieder... sind ja nur 15h und ein paar graue Haare mehr wegen nerviger Möchtegernsänger und lila-gold-betuchter Big Mama...

So, genug für heute - steht endlich auf, stützt euch auf die Weihnachtsmärkte und den Geschenkestress und genießt das bisschen Weihnachtsstimmung, das hier noch nicht so recht aufkommen will.
Ich wünsche euch ein Wochenende voller Glühwein, roter Nasen und Schneegestöber - alles Liebe, eure Milli

Donnerstag, 27. November 2008

Milli mit Gorillas

Milli in Burundi

Liebe Leute
- heute erneut nur ganz kurz, weil ich schon wieder so schrecklich müde bin (glaube ich hab die Schlafkrankheit)... morgen mittag gehts auf nach Burundi, wo ich eine Schule der Salesianer besuche. Ich komme Sonntagnachmittag/abend wieder - bis dahin gibts kein Internet und wahrscheinlich auch kein Telefon, bin also vermutlich nicht entführt worden, wenn ich mich nicht melde!

Ich wünsche euch allen ein schönes Wochenende, schneit´s bei euch noch?
Alles Liebe, eure Milli

Dienstag, 25. November 2008

Gorillas - Teil 3



Gorillas - Teil 2





Sonntagnachmittag auf Meinhardts Sofa...

Fotos, Fotos, Fotos und doch nur die halbe Wahrheit



Schneetreiben und Gorillabesuch!!!! :) =) 8)

Guten Abend ihr Zugeschneiten, Holländer, Türken und Spanier...
Die zahlreichen Schnee- und Winterbilder kommen mir hier wahnsinnig unwirklich vor - bei uns ist es jeden Tag angenehm warm, und auch wenn uns die Sonne ab und an verschont - heute war so ein Tag - so ist sie doch immer spätestens hinter der nächsten Wolke zu erahnen... Trotzdem freue ich mich sehr für euch! Das sieht doch ganze nach "weißer Weihnacht" aus? Ich weiß noch immer nicht so recht wie Weihnachten ohne euch und "Zuhause" werden wird - ohne Schnee und Kälte, Tannenbäume, Weihnachtsschmuck... aber ich bin mittlerweile sehr froh, dass ich mich entschieden habe hier zu bleiben und freue mich auf mein rwandan christmas :) Weihnachten hier erleben zu können ist bestimmt so oder so eine Bereicherung und ich habe hier auch ein paar (meistens^^) liebe und nette Menschen, mit denen es bestimmt was ganz Besonderes wird! Außerdem habe ich heute eine Sternform zum Plätzchen backen gefunden - mein nächstes kulinarisches Projekt - unser Hausherr hat uns angeboten eigens importierte Mandeln auszuborgen, ich habe doch einige Ideen zur Dekofrage und festgestellt, dass Zypressen auf den ersten Blick als Tannen durchgehen könnten (die Botaniker unter euch mögen mir verzeihen!).
Ganz besonders versüßt, verschönert und mich glücklich gemacht, hat ein kleines rotes "Paket", das mir aus der Heimat zugesteckt worden ist... Liebe Nora - du bist dieses Jahr mein Weihnachtsengel. Ich habe mich wahnsinnig gefreut, sehe dem Dezember jetzt mit noch mehr Vorfreude entgegen - habe ja jeden Tag einiges zu tun mit Teetrinken und Schokolade futtern - und bin gerade dabei eine Tasse Rooibostee auf dich zu trinken! DANKE - du bist toll!!!

Noch ganz kurz (entschuldigt, aber ich bin einfach unendlich müde und nicht mehr in der Lage einen angemessen langen Blogeintrag zu posten - kommt vom harten Arbeiten!):

Unser Gorilla besuch im Volcanopark war ein absolutes Highlight meines Ruandaaufenthaltes! Ich kann schwer beschreiben wie beeindruckend und wichtig dieser Besuch für mich gewesen ist - man muss sich einfach selbst überzeugen (ein paar Fotos tun´s auch nicht, aber ich versuchs mal). Das mit unserem bis zu 98% identische Genmaterial merkt man ihnen - oder uns - auf alle Fälle an. Je nach Alter und Geschlecht verhalten sie sich vollkommen unterschiedlich - eben wie Babys, Jugendliche und Halbstarke, geduldige Mütter oder lebensweise Silberrücken... die "Familie", die wir besuchten war nicht besonders groß, hatte aber alle Altersklassen
vertreten und als besondere Attraktion den ältesten, schönsten und größten Oberboss.
Ich habe verschiedene Mitglieder meiner eigenen Familie sofort wiedererkannt - nur im positiven Sinne natürlich ;) Die eine Stunde, die man schlussendlich mit ihnen im 2-3m Abstand verbringt, ist viel zu kurz und ich war nicht die Einzige, der die
Trennung schwerfiel... meine neue Reiselust (und meine ablaufende Aufenthaltsgenehmigung, die durch Bordercorssing aufgefrischt werden muss), die mich Ende dieser Woche nach Burundi und Mitte nächster nach Uganda bringen wird, verleitet mich schon wieder zu neuen Plänen. Denn neben den Gorillatours werden Vulcanbesteigungen angeboten! Der kleinere (3711m) sollte selbst für mich zu bewältigen sein - ein Aufstieg dauert je nach Kondition ca. 4-5h, die Aussicht soll atemberaubend sein... Wir werden sehen, aber ich bin guter Dinge :)

Genießt den Schnee und das Am-Fenster-sitzen, das Glitzern und die Vorweihnachtssstimmung, die Schokoweihnachtsmänner, die sich jetzt überall stapeln dürften und den Lebkuchengeruch, der in der kalten, klaren Dezemberluft liegt -
ich wünsche euch einen gemütlichen Winterabend - alles Liebe
Eure Milli

Samstag, 22. November 2008

Mwezifotos - Milli am Arbeiten ;)







Assoziation beim Begrüßungstanz und auf dem Feld - Autopanne im Wald - ich beim Versuch den Regentropfen auszuweichen

Gorillabesuch steht an!!!

Guten Abend ihr Lieben :)

Wie ihr vielleicht schon der Überschrift entnommen habt, fahren Julia und ich morgen früh los um unsere berühmten Verwandten zu treffen! Mit dem Auto gehts über Kigali nach Ruhengeri. Montagmorgen werden wir dann zu unserer Wanderung durch das große Naturschutzgebiet im Norden zu den Gorillas aufbrechen, und hoffentlich eine der letzten Familien zu Gesicht bekommen (ich bin gespannt, zu welchem "Bekanntem" sich Ähnlichkeiten feststellen lassen werden^^). Wenn ich euch jetzt noch sage, dass ich an diesen mittlerweile 500 Dollar teuren Trip, ganz umsonst komme... Momentan ist mein Chef bei uns in Ruanda - eigentlich sollten ihn zwei Doktores begleiten, die aber wegen der momentanen Sicherheitslage lieber in Burundi geblieben sind. Tja, und eben diese Doktores hatten sich zwei Tickets für den Gorillabesuch am kommenden Montag gekauft - des einen Pech, des anderen Glück - Julia und ich sind aus allen Wolken gefallen, als Volker uns fragte, ob wir statt ihrer gehen wollten! An dieser Stelle: Vielen, vielen, vielen Dank!!! Wir freuen uns wahnsinnig und sind sehr aufgeregt!
So komme ich doch noch früher, als geplant zur größten Attraktion Ruandas. Die Kamera läd schon fleißig und ich werde ganz viele Fotos machen um euch ein bisschen die Winterstimmung zu vermiesen ;)
Heute morgen - ich saß gerade in meinem Tropengarten, umgeben von immergrünem Gras, blühenden Büschen und Sträuchern... und riesigen Mückenschwärmen :-/ - erhielt ich eine Mail aus dem verschneiten Niederauroff... mit 26° und Sonnenbrand auf den Schultern ist das gerade nicht vorstellbar! Aber ich freu mich für euch - wer weiß, vielleicht habt ihr dieses Jahr endlich mal wieder "weiße Weihnacht"? Und ich bin nicht da...

Ansonsten gehts mir hier sehr gut - das WG-Leben macht (noch) Spaß, Julia und Fabian sind beide sehr nett und wir verstehen uns die meiste Zeit gut.
Meine Woche im Krankenhaus habe ich gut überstanden - wie immer schockierend, gut und lehrreich (zwei 14jährige mit Eierstock- und Brusttumoren... sowas sollte es einfach nicht geben).
Meine Kochkünste wachsen von Tag zu Tag - heute gab´s Salat ;) und ich bin gespannt, was die Zeit hier noch so bringt...

Damit ihr mich auch mal beim Arbeiten seht und nicht annehmt, ich würde hier nichts als Ferien machen, gibt´s noch ein paar Fotos von unserem Mwezi-Projektbesuch!

Ich wünsche euch eine gemütliche, verschneite und Tee-reiche Woche - werdet nicht krank, versinkt nicht im Schnee und geht spazieren!
Alles Liebe, eure Milli

Sonntag, 16. November 2008

Milli an der Kongogrenze






Um euch ein bisschen zu schocken und mein Leben hier noch spannender erscheinen zu lassen, als es eh schon ist:
Das, ist die Grenze zum Kongo! Und ich bin 10m weit davon entfernt gewesen! Allerdings war ich im Süden (Cyanguru) und nicht in Gisenyi (Grenzstadt zu Goma) und das Ganze war nicht ganz so heikel...
Rebellisch dann aber doch, Fotos sind nämlich strengstens verboten^^

Wieder da!

Jetzt ist es schon wieder Sonntagnachmittag, die Sonne blinzelt durch Regentropfen, ich höre Bob Dylan (Hommage an meinen Papa), die Zeit rennt, mein Wochenende ist fast vorbei und ich komme doch erst heute zum Schreiben und Sagen: "Es ist alles okay, mir gehts gut, ich wurde nicht angegriffen oder als "Deutsche" beschimpft (obwohl ich zugeben muss, dass ich mich hier für gewöhnlich als Schottin ausgebe - bin ich froh, dass hier keiner weiß, wie Schotten wirklich klingen müssten!), unser Projektbesuch in Mwezi war erfolgreich und ich sitze jetzt gerade wieder munter in meiner WG in Butare".

Von Mittwochmorgen bis Freitagabend war ich zusammen mit Leopold und Julia in Mwezi um unsere Kinderfamilien und ihre landwirtschaftlichen Kooperativen zu besuchen. Nach einer sehr anstrengenden Fahrt - über Stock und Stein, Schlaglöcher, Tsunamiwellen und Schlammlawinen - sind wir Mittwochnachmittag doch ohne bleibende Schäden bei unserer ersten Assoziation angekommen. Hauptsächlich sollte geprüft und kontrolliert werden, wieweit die Assoziationen mit ihrer Arbeit (Feldbestellung, Aussaat usw.) sind, ob die Zusammenarbeit mit dem Agronomen gut klappt, ob die Saatgut- und Insektizid-, Düngemittel- und Hasenforderungen gerechtfertigt und exakt sind... Nach einigen Diskussionen habe ich die Agronomen dazu gebracht einige Felder nochmal neu auszumessen, endlich mit Komposttechniken zu beginnen, anstatt mit noch mehr chemischen Düngemitteln den Boden zu übersättigen, und ordentliche Listen und Tabellen zu erstellen (bis heute weiß nicht mal der "Präsident" - Ruander stehen sehr auf alles was Form und Titel hat! - der jeweiligen Assoziation wieviele Mitglieder sie eigentlich haben?!). Im Großen und Ganzen sind wir aber mit der Arbeit der Kinderfamilien sehr zufrieden - in den meisten Assoziationen klappt die Zusammenarbeit in der Gruppe gut und nach und nach kommen sogar Erträge rein.

Die Fahrt an sich war sehr aufregend, allerdings aus anderen Gründen, als zunächst befürchtet. Von den Anfeindungen gegen alles "Deutsche", haben wir wenig bis garnichts mitbekommen. Aktuell scheint sich die Lage auch wieder beruhigt zu haben - in Kigali laufen immer noch Proteste und Demos, allerdings ist Butare wieder ruhig und die deutschen Organisationen wurden aufgefordert ihrer Arbeit normal nachzugehen - Gefahr für uns besteht also (vorerst) nicht. Dennoch ist das Ganze weiterhin sehr undurchsichtig und merkwürdig - unser Botschafter ist noch immer angehalten in Deutschland zu bleiben, während die Botschaft angeblich wieder geöffnet ist?!
Tja, was war also aufregend? Angefangen hat es Mittwochnachmittag. Wir hatten Mwezi noch nicht erreicht (übernachten sollten wir in der Pfarrei, mit der wir zusammenarbeiten), die erste Assoziation aber schon besucht und waren auf dem Weg zur zweiten. Mwezi liegt ziemlich ab vom Schuss - man muss den letzten großen ruandischen Regenwald durchqueren um dort hinzugelangen. Landschaftlich ist es traumhaft, direkt nach dem Wald erstrecken sich riesige Teeplantagen, die immer eine seltsam hypnotisch-beruhigende Wirkung auf mich haben, fährt man dann noch ein bisschen weiter, erreicht man Cyanguru - eine Stadt im Südwesten Ruandas - direkt am Kivusee gelegen. Auf dem Weg also zu dieser zweiten Assoziation fing es an zu regnen - sinnflutartig! Wir waren gerade mitten im Wald - die Straßen sind dort nicht mehr ansatzweise befestigt - als sich innerhalb von Minuten die "Straße" vor und unter uns in ein einziges Schlammfeld verwandelte und ich mein erstes RICHTIGES Aquaplaning erlebte... wir schlitterten von links nach rechts, halb im Kreis und immer gefährlich nahe an die umstehenden Bäume heran. Nach lautem Motoraufheulen und dunklen Auspuffwolken gaben wir auf und wollten nur noch umdrehen. Aber wie das so ist bei Aquaplaning, beschränken sich die rutschigen Wasserflächen nicht nur auf den Teil der "Straße", die vor einem liegt... obwohl wir den besten Fahrer Ruandas mit an Bord bzw. am Steuer hatten (Fils für die Tagwerker!) rutschten wir unaufhörlich und immer näher an den nächsten Baumstamm. Schlussendlich landete unser rechtes Hinterrad in einem riesigen Schlammloch und alles Anschieben war vergebens, bis aus dem Nichts plötzlich ein hilsbereiter Ruander mit Schaufel oder Spaten kam und uns half den Jeep freizukriegen. Weiterhin schüttete es in Strömen.
Ich weiß nicht mehr, wie wir aus diesem Waldstück rausgekommen sind, aber es hat geklappt und ich bin selten so erleichtert in ein 70cm breites Klosterbett gefallen.
Ich könnte noch allerlei aufregende Episoden erzählen, aber das würde den Rahmen dieses Blogeintrags sprengen, deshalb nur noch kurz:
Außer gefährlich-erschöpfenden Wanderpartien zu den entlegensten Kinderfamilien (der niedrige Sauerstoffgehalt ist hier in der Höhe echt zu spüren!), Angriffen von halben Bäumen, die direkt hinter uns auf die Straße krachten und Julia zum Schreien brachten, was mein Herz wiederrum kurz aussetzen ließ, einem Blitzeinschlag 30m vor uns - ist total irre, ich hab sowas noch nie gesehen!!! - und einer Übernachtung 10m von der kongolesischen Grenze entfernt (ich hab verbotene Fotos gemacht ;), ist eigentlich nicht viel passiert.

Mir gehts hier gerade sehr gut - trotz 7 verbrannter Toasts, einem filmreifen Fahrradunfall mit verbogenem Vorderreifen, der mir den Namen "Chaosmilena" einbrachte... und meinem ersten in Ruanda gebackenen Marmorkuchen, den Norweger, Ruander und Deutsche gott sei dank sehr lecker fanden. Das hat mich gleich motiviert meine Koch- und Backkünste erneut unter Beweis zu stellen, und so werde ich mich heute Abend an Kartoffelpfanne mit gebratenem Gemüse versuchen :)

Meine Lieben, ich hoffe ihr hattet eine ebenso spannende und hoffentlich unfallfreiere Woche!
Genießt euren Sonntag, alles Liebe - eure Milli

ps.: Dr. Meinhardt ist ab morgen 7:30Uhr zurück - Frühbesprechung des Chirurgenteams^^ - vielleicht noch eine absonderliche, traurige Merkwürdigkeit zum Schluss:
Der Chef der gynäkologischen Abteilung, den ich vor zwei Wochen noch munter auf der Straße getroffen habe, ist Freitagnacht vor seinem Fernseher ohne ersichtlichen Grund, sozusagen "einfach so" verstorben. Die Autopsie hat bis jetzt nichts ergeben. Der Mann war fit wie ein Turnschuh, hat morgens selbst noch Leben gerettet, war gerade mal 41 Jahre alt und ist einfach gestorben. Für mich und alle anderen mit denen ich darüber gesprochen habe, ist das unvorstellbar. Man sollte nicht "einfach so" sterben, sowas sollte nicht passieren können - und doch erinnert es uns daran, dass unser kleines Leben verdammt vergänglich und beschränkt ist, dass es ein Geschenk ist, und dass wir trotz aller Technik, trotz alles Wissens und aller Fertigkeiten am Ende darstehen und uns eingestehen müssen, dass wir nichts kontrollieren oder bestimmen können, dass wir doch nur "HALBgötter in Weiß" sind.

Dienstag, 11. November 2008

Deutscher Botschafter des Landes verwiesen

So langsam liest sich dieser Blog wie ne Zeitung ;)
Nur ganz schnell, damit ihr informiert seid und nicht erst aus den Nachrichten erfahren müsst, was hier los ist:
Die Proteste gegen die Festnahme der ruandischen Protokollchefin Kabuye gehen weiter. Für heute sind erneut Protestmärsche angekündigt und die ruandische Regierung hat politische Strippen gezogen und den deutschen Botschafter angewiesen innerhalb von 48h das Land (übergangsweise) zu verlassen. Nach unseren Informationen reist er noch heute aus, die dt. Botschaft ist seid gestern geschlossen. Noch liegt keine offizielle Stellungnahme vor - kein Verhaltenskodex für uns botschaftslose Deutsche.
Wir haben fleißig begonnen alle deutschen Erkennungszeichen (Fahne, Jumelage-Sticker usw.) zu entfernen und verharren momentan noch in unserer "Festung".
Eigentlich wollten wir schon längst nach Mwezi aufgebrochen sein (Besuch der landwirtschaftlichen Assoziationen der Kinderfamilien), das verschiebt sich jetzt um Stunden, aber wie´s aussieht fahren wir trotzdem. Ihr braucht euch erstmal keine Sorgen zu machen - wenn ne offzielle Warnung vorliegt, kommen wir selbstverständlich zurück und beziehen unsern Bunker!

Aus dem sehr spannenden und aufregenden Ruanda - Starblogger Milli ;)

Sonne, Mond und Sterne - besser als Schlamm




Schee, gel? :)

Montag, 10. November 2008

Ruanda in den News/Demos gegen Deutsche

Da bin ich wieder :)
Wir haben Dienstagmorgen - eigentlich bin ich schon längst am Rechnungenkopieren und Exeltabellen vervollständigen - draußen ist wieder mal (seit Tagen!) alles grau in grau, kein Sonnenstrahl findet den Weg durch meinem Bürofenster und ich bin sicher, dass es heute nachmittag wieder aus Eimern schüttet, sodass mein Joggen wieder flachfällt :(
Leider dauert das Fotoladen bei Blogger so extrem lange und übersteigt meine Ladekapazität, sonst hätte ich euch gezeigt, wie ich gestern nachmittag ausgesehen habe... es war halb vier, Stromausfall seit ner Stunde und gleich würde es zu regnen anfangen. Ich mich also verabschiedet, mein Fahrrad geschnappt und versucht noch vor der Sinnflut mein neues Heim zu erreichen - als ich losfuhr fing es dann so langsam zu tropfen an, aber ich bin ja nicht aus Zucker und fahre weiter... Soweit klappt auch alles ganz gut, ich weiche erfolgreich sumpfig-matschigen Schlaglöchern aus, freue mich gerade über meine Geschicklichkeit, da rutscht mein Vorderreifen weg und ich kippe in Zeitlupe in die größte Pfütze die man in Butare finden kann - zusammen mit meiner Stofftasche aus Thailand (sorry Miri!), meinem Handy, dem Ipod und zu guter letzt meinem Laptop, den ich auf dem Rücken hatte... da lag ich also, schlammverschmiert, triefend und nach 2min Fluchen auch lachend - das war so bescheuert und filmreif, dass es schon wieder komisch war. Aber ein Pfadfinder gibt nicht auf - ich mich also wieder aufs Rad geschwungen, Handy, Ipod umgeladen in die noch nicht durchflutete Laptoptasche, Thailandtasche jetzt vorne am Lenker und weiter. Nach 3min verfängt sich dieser Stofffetzen im Vorderreifen, durch einen irrwitzigen Zufall dreht sich die Wasserflasche, die ich noch dabei hatte, komplett auf und ergießt ihren Inhalt in den bereits durchweichten Fetzen. Da stand ich nun, lachende Ruanda um mich herum, mittlerweile schüttete es aus Eimern.
Irgendwann kam ich dann Zuhause an - nass, durchgefroren und dreckig wie noch nie - war das ein Spaß ;) Habe dann halbe Regentänze aufgeführt und Prof. König beunruhigt, der fragte, ob ich mir auch nichts getan habe.
Aber was beschwere ich mich, Laptop und die anderen Elektrogeräte haben keinen bleibenden Schaden erlitten und nach einer halbstündigen Putzaktion war auch alles wieder halbwegs sauber.

Ich hoffe ich habe euch mit einer weiteren "Milliepisode" den Tag versüßt, dagegen können alle Fettnäpfchen, über die ihr gerade stolpert, nur harmlos sein - ich bade hier ab und an in Fässern ;)

Noch was zur Überschrift:
Vielleicht habt ihr mitbekommen, dass am Sonntag am Frankfurter Flughafen die ruandische Protokollchefin Rose Kabuye festgenommen wurde - durch einen von Frankreich ausgestellten europäischen Haftbefehl. Ihr, so wie weiteren hohen Mitgliedern des Regierungsstabs von Kagame, wird Mord und Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung vorgeworfen. Das Ganze steht in Zusammenhang mit dem bis heute ungeklärten Abschuss des Flugzeuges des damaligen ruandischen Präsidenten, in dessen Folge der beispiellose Genozid an den Tutsi begann (1994). Ein französischer Richter hatte 2006 den europäischen Haftbefehl erlassen, worauf Ruanda alle diplomatischen Beziehungen zu Frankreich abbrach - es gibt bis heute keine ruandische Botschaft in Paris. Der Haftbefehl ist in der Tat sehr umstritten, da der Richter nicht selbst Untersuchungen einleitete und es keine Beweise gab, sondern er auf Hören-sagen ruandischer Exilanten handelte.
Die deutsche Polizei nahm Kabuye am Sonntag fest, jetzt wartet sie auf ihre Auslieferung nach Frankreich. Noch am selben Tag nahm Kagame Kontakt zum Deutschen Botschafter in Kigali auf und forderte "diplomatische Immunität". Gestern begannen erste Demonstrationen in Kigali vor der Botschaft und der Station der "Deutschen Welle".
Warum erzähle ich euch das alles: Heute morgen kommt Siegmar bei uns vorbei und sagt, dass wir gegen Mittag auf keinen Fall auf die Straßen gehen sollen und am besten früh nach Hause kommen - denn um 13 Uhr Ortszeit soll es Demos gegen Deutsche hier bei uns in Butare geben. Hört sich wahrscheinlich schlimmer an, als es ist und ich glaube nicht, dass irgendeine Gefahr besteht, aber verrückt ist das alles schon... Kann man nur hoffen, dass sich die Lage wieder entspannt, sonst werde ich früher ausgewiesen werden als gewünscht ;)

So, jetzt muss ich endlich arbeiten!
Euch eine gute Woche, alles Liebe, eure Milli

ps.: Wenn ich mich die nächsten Tage nicht melde, macht euch keine Sorgen! Ich bin von Mittwoch bis Freitag auf Projektbesuch in Mwezi und deshalb wahrscheinlich nicht erreichbar. Bis bald :)

Freitag, 7. November 2008

Umzug!

Guten Abend meine Lieben!
Ja, ihr lest richtig - ich bin soeben umgezogen ;) Und das Internet ist so wahnsinnig gut, dass ich gleich davon Gebrauch machen musste! Es ist tatsächlich Abend und Regenzeit und dennoch sitze ich gerade vor meinem Computer und kann euch schreiben - tolle Technik und dann auch noch schnurlos - bin wunschlos glücklich!
Nach einer sehr aufregenden Woche - Eva ist zusammen mit einem unglaublich süßen, hübschen und vor allem ruhigen Baby heimgekommen, wir hatten bzw. haben im Büro ziemlich viel zu tun, weil der Besuch vom Chef vorbereitet sein will und plötzlich noch ganz viel vor Jahresende erledigt werden muss - kann ich mich endlich aufs Wochenende freuen - und mein neues "Zuhause".
Ich wohne jetzt, wie lange angekündigt, zusammen mit Fabian in meiner ersten WG im Haus der Uni Koblenz hier in Butare. Es ist nur einen Katzensprung von meinem "Ex-haus" und Büro entfernt, und es ist wirklich schön hier. Ich habe ein kleines Zimmer mit Schreibtisch und Moskitonetz, ein kleines, feines Wohnzimmer mit großem Bücherregal^^, zwei Toiletten (Jipiyeh!) einen traumhaften Garten (wenn ihr Evas schön fandet, dann wartet auf die Fotos!) und einen echt netten Mitbewohner.
Und als wär das alles noch nicht genug, habe ich gestern erfahren, dass ab Sonntag noch jemand weiteres hier einzieht - Julia kommt aus Mainz, studiert Geographie und macht eine Arbeit zu den Kinderfamilien in Ruanda. Sie wird eng mit uns (HHN) zusammenarbeiten, da wir ja einen Großteil der Kinderfamilien im Süden Ruandas betreuen (Save, Mbasi, Mwezi...). Morgen Abend kommt sie in Kigali an, wo Leopold und ich sie am Flughafen abholen werden, sie bleibt für 5 Wochen und fliegt Mitte Dezember wieder nach Deutschland - ich bin mal gespannt!

Eva und der Kleinen - zum Anbeißen! - gehts gut, Emil, der unheimlich groß geworden ist!, nicht zu vergessen auch. Ich glaube sie haben sich wieder eingelebt und sind froh, den deutschen November hinter sich gelassen zu haben. Paul, Anton und ich haben uns richtig ins Zeug gelegt, um ihnen das Heimkommen so schön und leicht wie möglich zu machen - es gab Kuchen und Blumen, "Willkommen"-Schilder, aufgeräumte Regale und Zimmer und zuckersüße große Brüder. Meine Zeit als große Schwester ist jetzt mehr oder weniger vorbei - jedenfalls bin ich nicht mehr rund um die Uhr da, auch wenn Eva mir sofort versichert hat, dass ich jeder Zeit zurückkommen kann - falls das nicht klappt mit dem Kochen und für sich selbst sorgen.... noch gebe ich nicht auf (war vorhin Reis kaufen, werde dann morgen mal im Internet schauen wie man den zubereitet^^).
Und obwohl ich gerade sehr fröhlich und zufriedne bin, obwohl ich diese frechen Jungen oft auf den Mond schießen könnte, ein bisschen vermisse ich sie schon. Vielleicht machen wir morgen ne Fahrradtour...
Ach ja, eins noch: Ich war heute wieder erfolgreich Joggen! Jawohl, eine Dreiviertelstunde - zusammen mit Coldplay und "Viva la vida.." (vielen Dank Joni!!!).
Wir (Fabian und ich) sind sogar am Überlegen, ob wir hier mit Tennis anfangen - ihr seht, ich verändere mich radikal - gruselig!

Genug für heute - jetzt, da ich weiß, dass ich gesicherten Internetzugang habe, werdet ihr euch vor Blogeinträgen nicht mehr retten können.
Ich wünsche euch allen ein wunderbares Wochenende! Geht Joggen, Fahrradfahren oder spazieren, aber geht raus! - Mein Wort zum Sonntag.

Alles Liebe, eure Milli

Sonntag, 2. November 2008

Gottesdienst auf Ruandisch

Guten Morgen allerseits :)
Wir haben Montagmorgen, bei mir ist es schon 10, bei euch erst 9 Uhr (ja, haben jetzt doch eine Stunde Zeitverschiebung, weil ihr ja vor knapp zwei Wochen die Uhren verstellen musstet) und noch bin ich ganz alleine im Büro. Habe heute morgen sogar schon die ersten Seiten der e-paper Ausgabe der FR gelesen - alles dreht sich um die USA wie´s scheint, und schon ist der Kongo wieder vergessen... - und setz mich jetzt gleich an meine Projektberichte für HHN in Mainz.
Eins wollte ich euch dann aber doch nicht vorenthalten: Meinen ersten ruandischen Gottesdienst.
Ganz bei mir in der Nähe gibt es eine schöne, einfache katholische Kirche, die ich zwar schon davor besucht, bis gestern aber noch nie am Gottesdienst teilgenommen hatte. Zusammen mit Anton, der zuvor noch nie irgendeinem Gottesdienst besucht hatte, machte ich mich also um kurz nach 10 auf den Weg. Uns kamen ganze Scharen von Kirchgängern entgegen und ich fürchtete schon, dass wir alles verpasst hätten, aber wie sich rausstellte lebe ich in einem wirklich streng gläubigen Land und so gibt es sonntags nicht nur eine, sondern gleich mehrere Messen zu unterschiedlichen Zeiten.
In die Kirche passen wohl so um die 400 Leute und ich bin sicher, dass genau so viele auch da waren - Idstein könnte sich daran ein Beispiel nehmen, wir sind ja schon froh, wenn die Hälfte der Bänke besetzt ist... nach kurzem Warten also füllte sich die Kirche erneut bis auf den letzten Platz und der Gottesdienst begann - natürlich auf Französisch (ich habe ca. 1/10 verstanden, aber der Wille zählt).
Vom Ablauf, den Gesängen, der Art und Weise der Predigt (über den Inhalt kann ich leider nicht allzu viel sagen) her, unterschied sich das Alles zu meinem Erstaunen garnicht so sehr von dem, was ich von Zuhause kenne. Ich dachte irgendwie ich komme in einen dieser afroamerikanischen Gospelgottesdienste, mit "Ausdruckstanz" und Riesenchor, aber obwohl die Gesänge sehr schön und auch ein bisschen rhythmischer waren als bei uns - gab Geklatsche usw. - war es nicht das, was man aus dem Fernsehen kennt. Es stimmt also, die direkte Erfahrung ist etwas anders ;)
Was aber ganz anders als bei uns ist: die Kinder. Ich habe noch nie so artige, wohlerzogene Kinder erlebt, wie in diesem Gottesdienst. Vor mir und Anton saß eine ganze Gruppe, ich glaube das waren alles oder jedenfalls größtenteils Geschwister. Sie kamen ohne Eltern, dabei waren die Ältesten selbst erst 10 oder 11 Jahre alt. Mit dabei hatten sie ein Baby, ein Kleinkind von vielleicht 2 Jahren - ich weiß noch, dass mich bei uns dieses nervige Kindergeschrei (Gott vergib mir) immer wahnsinnig gemacht hat! Dieses Kind aber, hielt über 2 Stunden still! Die älteren Geschwister kümmerten sich in so liebevoller und fürsorglicher Weise um die Kleineren, dass ich dachte ich habe kleine Erwachsene vor mir. Und so ist es hier auch wirklich irgendwie.
Die Kinder sind und müssen viel schneller groß werden, Verantwortung übernehmen und mithelfen. Oft sieht man hier kleine Mädchen, die ihre jüngeren Geschwister auf dem Rücken tragen, als wären das ihre eigenen Kinder. Ein ruandisches Baby schreit so gut wie nie, dabei hätte es vermutlich viel mehr Grund dazu als die Wonneproppen, die bei uns so rumplärren... Diese Kinder faszinierten mich jedenfalls sehr - auch wenn ich sagen muss, dass sich Anton, dem jegliche Warterei und Langeweile verhasst ist, für seinen ersten Gottesdienst gut geschlagen, und mit mir die vollen zwei Stunden ausgeharrt hat!
Die Atmosphäre war sehr schön und auch wenn ich wenig bis nichts verstand, so war ich bei der Predigt des Pfarrers viel aufmerksamer als bei jeder in St. Martin. Der Pfarrer bleibt hier nicht auf seiner Kanzel stehen, sondern geht mit dem Mikro direkt zu den ersten Reihen, redet laut und enthusiastisch und spricht vollkommen frei!

Bei all der Harmonie wäre ich aber nicht ich, wenn mir nicht folgendes passiert wäre:
Kurz nach der Predigt, ich dachte es sei so langsam Zeit für´s Abendmahl, gingen plötzlich viele Leute nach vorne zu einem Jungen, der eine Art Schale/Beutel, was auch immer in Händen hielt. Ich war ja darauf vorbereitet, dass in Afrika so einiges eben anders abläuft und dachte mir, dass es ja sein könnte, dass man sich die Hostie vorher abholt um sie dann im Nachhinein segnen zu lassen - was weiß ich. Für mich sah es jedenfalls so aus, als griffen die Leute in diese Beutel-Schale und holten was Kleines heraus. Nachdem ich das also ein, zwei Minuten betrachtet hatte, stand ich auf, packte Anton und ging ebenfalls nach vorne.
Mittlerweile waren wir so ziemlich die Letzten, vorne angekommen, wollte ich gerade meine Hostie in Empfang nehmen, und war schon dabei in den Beutel zu greifen, als ich merkte, dass da garkeine Hostien ausgegeben wurden, sondern im Gegenteil Geld eingesammelt wurde.
Ihr könnt euch meine Peinlichkeit vorstellen... da kommt eine "Muzungu" zum Gottesdienst, die eh viel reicher als die allermeisten Besucher ist, und dann greift sie auch noch in den Kollektenbeutel und will Geld herausnehmen! Ich also verlegen zu meinem Platz zurückgeschlichen, Geld rausgekramt und Anton, der alles sehr lustig fand, erneut nach vorne geschickt... Oh mann.
Der Rest verlief dann doch wieder sehr harmonisch und ohne weitere Peinlichkeiten - "thank god"!

Genug Lacher für heute... Ich hoffe ihr habt einen guten Start in die Woche, lasst euch nicht unterkriegen, und wenn ihr euch doch irgendwie irgendwann einmal peinlich berührt fühlen solltet, dann denkt doch einfach an meine kleine Sonntagsepisode hier...

Alles Liebe, fühlt euch umarmt - wie immer eure Milli

Samstag, 1. November 2008

Kigali, Kongo und (Magen)Krisen

Hallo ihr Lieben!
Dies ist jetzt mein zweiter Versuch noch heute diesen Eintrag zu bloggen - heute morgen brach leider die Internetverbindung weg, dann war ich mit Fabian joggen (jawohl!Unglaublich ;) und einkaufen und so ist es schon wieder Samstagnachmittag... okay, los gehts - wie immer begleitet von nervtötendem, penetrantem Piepsen:

Die letzten zwei Tage war ich zusammen mit Leopold in der Hauptstadt um Fidesco (Straßenkinderzentrum) und Gatenga (großes Zentrum von Don Bosco) zu besuchen. Fidesco unterstützen wir, indem wir für über 100 Straßenkinder die Schulkosten übernehmen, Gatenga haben wir mit elektronischen Geräten für die dort angebotene Elektrikerausbildung versorgt. Das Treffen mit Fidesco ist leider weniger gut verlaufen als erhofft - der erste Besuch am Donnerstag war noch ganz gut. Wir waren da, um die Belege für die Schulgelder durchzugehen und uns mit Listen versorgen zu lassen, die garantieren sollen, dass das finanzierte Kind tatsächlich dem Fidescoprogramm angehört, also Straßenkind ist, und vor allem wirklich noch in die Schule geht. Die Rückfall- oder Abbruchquoten sind leider immer noch sehr hoch. Oft verlässt ein Kind das Programm im zweiten Trimester wieder, weil ein regelmäßiger Schulbesuch bedeutet, dass es nicht mehr weiter auf die Straße gehen kann um sich durch Gelegenheitsjobs ein bisschen Geld zu verdienen. Nachdem Fidesco uns schon dreimal versetzt und unseren Besuch immer wieder aufgeschoben hatte, trafen wir also am Donnerstag endlich dort ein und soweit war unser Gespräch auch zufriedenstellend - zwar waren keine detaillierten Listen vorhanden, aber sie versprachen uns alles wie gefordert vorzubreiten und innerhalb der nächsten Tage nachzureichen. Soweit so gut. Am nächsten Tag, also Freitag, hatten wir unser zweites Treffen, indem es um den Hornschleiferworkshop gehen sollte. HHN, meine Organisation, hatte vor ca. einem Jahr einen neuen Ausbildungslehrgang angeboten, der zunächst auch gut ankam - mit der Zeit stellte sich aber heraus, dass für die Produkte (alles mögliche aus Horn) kein wirklicher Absatzmarkt besteht und das Projekt wurde eingestellt. Bei unserem letzten Besuch mit der "Aktion Tagwerk"-Gruppe fanden wir dann einen völlig verwahrlosten Schuppen vor, überall lag Dreck und Müll herum und zwischendrin ein paar vereinzelte Hornschleifer-maschinen. Bei unserem Treffen jetzt sollte geklärt werden, was mit den Maschinen passieren soll, ob es neue Projektideen gibt usw.
Lange Rede, kurzer Sinn - als wir um 12:30 Uhr bei Fidesco vorbeischauen wollten, sagte man uns, dass leider kein Verantwortlicher mehr da sei, und dass man auf uns am Morgen gewartet hätte. Leopold und ich waren zunächst sehr verwirrt, denn wir hatten abgemacht AB 11 Uhr vorbeizuschauen und uns wurde noch einen Tag vorher zugesichert, dass das kein Problem sei. Als wir nachfragten, ob denn nach der Mittagspause ein Treffen möglich sei, hieß es erneut, dass keiner da sei. Nachdem sich meine Verwirrung gelegt hatte, wurde ich sauer. Was sollte das? Wollen die mit allen Mitteln verhindern, dass wir nochmal ins Zentrum kommen? Was war mit unserer Verabredung? Am Tag zuvor hat uns niemand gesagt, dass es explizit der Vormittag sein muss, da hieß es nur ab 11 Uhr wäre jemand verfügbar. Schlussendlich blieb uns nichts anderes übrig, als ohne Treffen wieder heimzufahren. Was jetzt mit Fidesco wird, wird am Montag diskutiert - aber es scheint so, als dass sie unsere Unterstützung nicht wirklich brauchen, wenn es ihnen nicht mal möglich ist, ihre eigens festgesetzten Termine einzuhalten... Wieder ein deprimierendes, nicht funktionierdes Projekt - also manchmal...
Mit Gatenga verlief glücklicherweise alles gut - die Maschinen waren tatsächlich gekauft worden und größtenteils montiert, auch wenn es etwas verwunderlich ist, dass sie bis jetzt die Installationen nicht abschließen konnten (gekauft wurde im Februar) - aber ich hab mich fürs Wochenende genug geärgert und höre deshalb für heute auf überkritisch zu sein.

Kigali an sich war dann trotzdem sehr schön - ich habe wie immer bei meinen Nonnen geschlafen - solltet ihr je nach Kigali kommen, dann versucht umbedingt bei ihnen zu übernachten! Gute, saubere und vor allem ruhige Zimmer für die man weniger als die Hälfte des sonst in Kigali mitterlerweile üblichen Preises zahlt! Außerdem sind sie einfach super süß, fragen immer ob alles in Ordnung sei und es einem gefallen habe und machen am Morgen Omlett ;) Am Nachmittag hab ich dann Silvia, eine superliebe FSJlerin, die für das Bistum Trier hier ist und die ich zusammen mit der "Aktion Tagwerk"-Gruppe kennengelernt hab, getroffen. Sie arbeitet dreimal in der Woche bei Fidesco und konnte uns ein bisschen was zur allgemeinen Situation erzählen. Am Abend - davor war ich noch mit Leopold bei seinen Eltern, die ca. eine Stunde von Kigali entfernt wohnen und dort noch zu den alt-eingesessenen großen Farmerfamilien gehören (besitzen einen ganzen Hügel!), habe mir seine "Heimat" zeigen lassen, seine Grundschule, "seinen" Badesee, seine Kuh, die gerade trächtig ist... war sehr schön! - hab ich dann zusammen mit Silvia eine andere Freundin von ihr, Eva, besucht.
Und Leute, ich wusste nicht, was es bedeutet unter wirklich "ruandischen" Verhältnissen zu leben. Eva ist 19, ist für das Bistum Münster hier und wohnt zusammen mit Jakob, einem anderen Freiwilligen, den ich noch nicht kennengelernt habe, in Kigali. Verglichen mit ihrer Unterkunft ist mein Zuhause ein Schloss. Die beiden leben in einer Art Hinterhaus, das sie von einem Ruander, der am Flughafen arbeitet, vermietet bekommen. Es gibt keinen Nachtwächter, kein verschließbares Tor - wie eigentlich sonst überall, da viel geklaut wird - keine Dusche, keine richtige Küche, kein Bad... sie Duschen mit Wassereimern, haben nur ab und zu Strom und kein fließend Wasser. Und obwohl viel geklaut und eingebrochen wird - es spricht sich hier immer schnell rum, wenn irgendwo "Muzungus" wohnen, machte Eva einen echt fröhlichen Eindruck auf mich. Wir hatten einen wirklich schönen Abend, haben uns Brote gemacht und auf einer Art Bunsenbrenner Schokopudding mit Bananen gekocht (hab ich seit Monaten nicht mehr gegessen!!!) und ich hatte seit zwei Monaten wieder das Glück Rooibostee zu trinken (hier gibt es nur Schwarzen Tee) - er hat mir noch nie so gut geschmeckt wie auf den Treppenstufen vor ihrer Hütte (Stühle gibt es nicht) zu meinen Füßen ein Straßenköter mit Flöhen und neben mir zwei echt nette deutsche Mädels :)

Ziemlich müde und erschöpft bin ich dann Freitagnachmittag wieder in Butare angekommen - ich weiß nicht genau, was es ist, aber ich habe schon wieder Probleme mit meinem Magen :( Nicht so wie die letzten Male mit B.-D., eher Bauchschmerzen und n beständiges Unwohlsein... - sodass ich nicht mehr viel gemacht habe, früh schlafen bzw. Grey´s Anatomy (muss mal sein ;) schauen gegangen bin und mich meinem Coach Potato-Dasein hingegeben habe. Nicht, dass ihr denkt ich würde das immer machen - ich finde ich bin eigentlich ziemlich kommunikativ und gesellig geworden^^ - zumindest war ich heute morgen schon joggen in Gesellschaft, für heute Abend ist noch was angedacht und morgen früh werd ich zu Ehre der "Allerheiligen" - ich hoffe ihr wisst, dass heute "Allerseelen" ist, also gedenkt eurer Toten - in die Kirche gehen - zusammen mit Fabian und einer der Psychologiestudentinnen, die momentan bei Siegmar wohnen.
Ansonsten trinke ich viel Tee - auch wenn er schwarz ist - tut meinem Magen gut :/, kümmere mich ein bisschen um meine "Brüder" - haben jetzt begonnen was für Eva zu malen, die ja am Mittwoch wieder kommt!, und freue mich schon auf mein baldiges WG-Leben (Ende nächster Woche ziehe ich um)!
Auch wenn das jetzt so klingt, als würde ich nichts anderes machen, das stimmt nicht, ich arbeite auch! - bald steht meine Auslandsreise an. Da ich ja kein Visum habe, sondern durch "Re-entry" meine Aufenthaltsgenehmigung nach drei Monaten verlängern muss - crosse sozusagen die Border und trickse somit ein bisschen - muss geplant werden, wohin es gehen soll. Da Fabian das gleiche Spiel spielt wollen wir zusammen fahren und müssen uns schweren Herzens zwischen Uganda und Sansibar (mein klarer Favorit! - Hallo? 2. Karibik! Können Linda und Theresa bestätigen, gel? :) entscheiden. Oder beides? ;) Ich arbeite wirklich!

Da meine Finger so langsam taub werden - ist ganz komisch, habe das immer in letzter Zeit, wenn ich länger tippe, dass die Finger meiner linken Hand taub werden?! Vielleicht linke Hand=linker Arm=Herz=Herzversagen/Infakt/Klappeninsuffizienz?! Oh Gott, als ob das Magengeschwür - bin mittlerweile überzeugt das es das oder mein Blinddarm ist, der mir das Leben so schwer macht :/ - nicht schon genug wäre, jetzt hab ich auch noch was am Herzen - werde ich jetzt zum Ende kommen (ich sollte dringend aufhören in solch verschachtelten Sätzen zu schreiben!).
Ihr seht, ich bin noch ganz die Alte - Hypochonder lebet hoch!

Doch noch eins: Vielleicht habt ihr ein wenig die Nachrichten verfolgt und was über Rebellentruppen und Granatenangriffe im Ostkongo gelesen?
Da ich hier in Ruanda ja ziemlich nahe dran bin (Ostkongo=Nachbar von Ruanda) und in den Radios über nichts anders mehr berichtet wird, habe ich mich ein bisschen schlau gemacht (kommt immer so blöd, wenn einen jemand fragt, wie es denn sei in einer solchen Krisenregion und man selbst garnicht wusste, dass man in einer ist!). Hier ein kleiner Abriss über die aktuelle Lage (wer mehr wissen will, liest sich am besten die Artikel in der FR durch, die sind ziemlich gut):

Der Kongo ist ein ziemlich reiches Land - jedenfalls was die Bodenschätze angeht. Dort gibt es Gold, Öl, Gas, Diamanten, Tee, Kaffee, Holz... An sich ist das natürlich schön für den Kongo, denn es sollte ihn in Zeiten, in denen wir mehr als je zuvor auf Bodenschätze angewiesen sind, eine gute Basis bieten und als Wirtschaftmotor fungieren.
Leider hat das nicht nur der Kongo, sondern auch alle anderen Länder, die den Kongo begrenzen, verstanden, die im Vergleich leider ziemlich schlecht mit solchen Schätzen ausgestattet sind - wie zum Beispiel Ruanda, Burundi, Uganda... Es besteht also ein enormes wirtschaftliches Interesse am Kongo und seinen Reichtürmern. Dass der Kongo bzw. die dortigen Machthaber nicht im Mindesten daran interessiert sind, die Gewinne, die durch den Abbau der Bodenschätze erzielt werden, allen Bewohnern des Kongos zugänglich zu machen, dürfte klar sein - das pro-Kopf-Einkommen der Kongolesen liegt nicht über dem der Ruander, sollte es aber, wenn man berücksichtigt, welche Schätze der Kongo birgt.
Was Ruanda so mit dem Kongo verbindet, ist der Umstand, dass auf der einen Seite seit je her viele "Ruander" im Kongo leben (als die damaligen Kolonialherren, unsere Vorfahren, die Grenzen gezogen haben, wurde nicht groß auf die Bevölkerungsgruppen geachtet, sodass ehemalige "Ruander" zu Kongolesen wurden - noch heute unterscheiden sie sich von den anderen Kongolesen dadurch, dass sie Kinyawanda sprechen) und viele Ruander (vor allem Tutsi) während des Genozids 1994 in den Kongo flohen und sich dort teilweise zu einer Widerstandsarmee formierten - Rebellentruppen, die jetzt aktuell unter Leitung von Nkunda (einem im Genozid geflohenen ruandsichen Tutsi) den Kongo unsicher machen. Auf der anderen Seite, dass viele Kriegsverbrecher im Genozid, vor allem Hutu, in den Kongo flohen, weil sie dort sicher waren vor Vergeltungsschlägen ruandischer Tutsi und später vor einer gerichtlichen Verantwortung. Wir haben aktuell also eine Hutu-milizentruppe im Kongo, die seit Jahren von Blauhelmen entwaffent werden und als Kriegsverbrecher nach Ruanda zurückkehren soll. Und wir haben eine militante Rebellengruppe ruandischer Tutsi, die der kongolesischen Regierung vorwerfen nicht entschieden genug gegen die Hutumilizentruppe vorzugehen, die ihr sogar vorwerfen sie unter der Hand zu decken und zu finanzieren.
Dann haben wir da noch die ruandische Regierung, von der nicht ganz klar ist, wen sie decken oder finanzieren. Vorgeworfen von der kongolesischen Regierung wird, dass die ruandische die Tutsirebellen unterstützen würde, die momentan für so große Flüchtlingsströme und das weltpolitische Interesse für Goma sorgen. Goma ist eine Stadt, die ganz in der Nähe der ruandischen Grenze im Norden liegt.
Vor genau zwei Wochen war ich in Gisenyi (Ausflug mit Alex) und habe nach Goma herübergeschaut - die beiden Städte sind nur durch eine Schranke getrennt - wir waren 20m von Goma entfernt - und heute werfen sie Granaten und kleine Bomben von Goma nach Gisenyi, also Ruanda...
Was hat das alles mit den Bodenschätzen zu tun? Wie es aussieht sind nicht nur verschiedene ruandische Rebellen- und Milizentruppen im Kongo untergetaucht, sondern auch welche aus Uganda, Burundi usw. Sie sind dort am illegalen Abbau der Bodenschätze beteiligt und kommen deshalb zunächst aus wirtlichem Interesse. Wenn man sich jetzt aber eine sehr unruhige politische Lage vorstellt und sich dann vergegenwärtigt, dass überall im Land selbsternannte Armeen rumlaufen, wird einem ein bisschen anders. Für den Kongo ist sein Reichtum zum Fluch geworden. Die Bevölkerung hat so gut wie garnichts von den Bodenschätzen, muss aber das Einfallen von fremden Rebellentruppen ertragen, die sich bereichern wollen. Es ist schon merkwürdig, dass Uganda zum größten Goldexporteur geworden ist, selbst aber so gut wie kein Gold besitzt?!
Für mich in Ruanda ist es aber, wie es scheint, ungefährlich. Butare ist ein gutes Stück weg von Gisenyi (Lake Kivu) und noch kommt niemand über die Grenze. Wie es allerdings momentan in Goma aussieht, kann ich nicht sagen - Berichten zu Folge hat die kongolesische Armee es nicht geschafft die Rebellentruppen (Tutsirebellen) von Goma fernzuhalten. Noch besteht ein Waffenstillstand, aber die Leute flüchten in Scharen aus Goma, einer 600000 Einwohnerstadt! Es gibt Berichte über Morde und Vergewaltigungen, und Hilfskräfte aller internationalen Organisationen wurden aufgefordert Goma bzw. den Kongo unverzüglich zu verlassen, da man für ihre Sicherheit nicht mehr garantieren könne...
Es ist schon irgendwie irre, dass ich das alles hier schreibe - ich lese und höre viel, kriege selbst aber - Gott sei dank! - (noch) nichts davon mit und ich bin sicher, dass für Ruanda keine Gefahr besteht - und doch ist es ein komisches Gefühl zu wissen, dass im unmittelbaren Nachbarland soeben ein neuer Krieg ausgebrochen ist.

Mir gehts hier aber gut und es besteht kein Grund zur Aufregung!
Um den Blog nicht mit diesem so düsteren Kongobericht abzuschließen:

Ich habe wirklich Probleme, was meine so geliebte deutsche Sprache angeht - hier habe ich mich jetzt einigermaßen eingeschrieben (verzeiht mir Rechtschreibung und Ausdruck) - als ich mich am Freitag mit Silvia und Eva unterhalten wollte, hatte ich echt Probleme einen geraden Satz herauszubringen! Dabei ist es ja nicht so, dass ich hier nur Englisch spreche, aber die letzte Zeit war ich ja mit Leopold alleine im Büro und somit habe ich jedes längere Gespräch auf Englisch geführt - ich habe sogar angefangen auf Englisch zu träumen und mir fallen die Worte mittlerweile eher auf Englisch als auf Deutsch ein... merkwürdig! Okay, liegt vielleicht auch daran, dass ich Grey´s gerade lieber auf Englisch schaue... Werde vermutlich Sprachunterricht nehmen müssen, wenn ich wieder zuhause bin ;)

So, jetzt reicht´s aber wirklich - (ist eh erstaunlich, dass ich diesen langen Blog ohne Unterbrechung schreiben konnte!)
Ich wünsche euch allen noch ein schönes Wochenende, geht ein bisschen spazieren, joggen, trinkt Tee und geht morgen in die Kirche!
Fühlt euch wie immer umarmt - eure Milli

Sonntag, 19. Oktober 2008







Das ist die Meute Fledermäuse und der Blick von oben, Ruanda - einfach wahnsinnig schön!, ich auf einem Volcangestein-Felsen in Gisenyi, und noch mehr Ruanda...





Das ist die Aussicht über den Lake Kivu in Kibuye, Alex und ich, nochamal der Lake und ich in einer Kirche, die heute als Gedenkstätte für den Genozid geöffnet ist

Lebenszeichen

Hallo ihr Lieben!
Nach 11 Tagen melde ich mich endlich wieder - ich lebe noch und mir gehts gut! Wer dennoch anrufen will um sich selbst zu vergewissern, soll sich hierdurch nicht abhalten lassen ;)
Die letzte Woche habe ich zusammen mit Alex, dem Medizinstudenten, und Fabian, dem Geographiestudenten, der vorletzte Woche angekommen ist, Ruanda erkundet - oder jedenfalls einen kleinen Teil davon.
Montagmorgen ging es mit Jeep und Fahrer über Gitarama nach Kibuye, einem niedlichen kleinen Nest direkt am Kivusee mit traumhafter Aussicht, vielen kleinen Inseln, die man mit Booten gut erreichen kann, viel Sonne, netten Engländern und ner ganzen Menge Fledermäuse! Wir hatten von unserer Herberge aus einen wunderschönen Blick auf den fast karibischen Kivusee inklusive Sonnenauf- und untergang, farbenprächtigen tropischen Gewächsen, Stromausfall und Regengüssen, und verbrachten einen echt schönen Tag am See. Eine Gruppe Engländer, die für 3 Monate durch Afrika tourt, stieg ebenfalls dort ab und kommunikativ wie ich hier geworden bin, fragte ich, ob wir mit auf ihre Bootstour kommen könnten - wir durften, und erlebten Ruanda neben Bergbesteigung mit wahnsinniger Aussicht (ich glaube das liegt an der Höhe, aber ich war so außer Atem als ich endlich oben war, dass es echt peinlich ist...) nochmal von einer ganz anderen Seite. Die Hügellandschaft mit ihren vielen Grün- und Brauntönen, die Tee- und Kaffeeplantagen kannte ich ja schon ganz gut, aber ich wusste nicht, dass Ruanda auch ein wunderschönes Urlaubsland ist - mit klarem Seewasser (der Kivusee ist ca. 10* so groß wie der Bodensee, und verdient deshalb eher die Bezeichnung Binnenmeer!), Stränden, Buchten, Inseln...
Am Nachmittag ging es dann weiter nach Gisenyi, der nördlichsten Stadt am Kivusee, von der es nur ein Katzensprung zum Kongo ist, denn Goma liegt direkt an der Grenze. Und nein, ich bin nicht rüber gegangen^^ - die Nachricht über die USbase, die von Rebellentruppen eingenommen worden ist, hat mich dann doch zu sehr abgeschreckt.
Gisenyi ist ebenfalls sehr schön, ein ganzes Stück größer als Kibuye mit großen, bunten Parkanlangen direkt am See, Hotels mit Sandstrand, Restaurants und Sternschnuppen(!) - leider nicht ganz so idyllisch, aber einen Besuch ist es auf jeden Fall wert!
Mittwochnachmittag fuhren wir (Alex und ich) dann weiter nach Kigali, wo wir Fabian einsammelten, der die restlichen Tage nicht wie wir gefaulenzt, sondern fleißig seinen Fragebogen zum Agroforst-Projekt, in dem er arbeiten wird, erstellt hat. Gegen Abend (wir hatten einige Schwierigkeiten Fils, den besten Fahrer Ruandas, ausfindig zu machen - er ist immer sehr sehr "busy", hängt dauernd am Handy und geht wichtigen Geschäften nach...) gings dann endlich los Richtung Akagera Park! Die Nacht verbrachten wir in einem Bungalowhotel, das schlussendlich 5000 Franc teurer und wasserlos war... - in aller Herrgottsfrühe (Alex scheuchte uns tatsächlich um 4:45Uhr zum Frühstück!) fuhren wir los, so dass wir fast pünktlich am Akagera ankamen. Der Akagera Park ist ein großer Natioalpark im Osten Ruandas, der direkt an Tanzania grenzt und in dem man "wilde Tiere" beobachten, Zelten und Savari machen kann. Gleich zu Beginn zeigte uns Penny, unser Guide, eine ganze Herde Giraffen, an die wir ca. 30m weit rankamen - sehr beeindruckende Tiere, unheimlich schön und graziös trotz ihrer Größe - ich habe tolle Fotos gemacht (Danke Miri für die gute Kamera!). Kurz darauf ging es weiter mit einer Herde Büffel, vielen Affen, Impalas, Red-backs, Water-backs (sehen aus wie Rehe oder so), Nilpferden (sogar außerhalb des Wassers!), Sea Eagle, Butler Eagle und vielen vielen weiteren Vögeln! Es folgten Zebras, Antilopen und tatsächlich ein Elefant - was wirklich sehr selten sein soll!
Sehr zufrieden und glücklich, dass wir soviel gesehen haben, zelteten wir auf einem der großen Hügel, zu unseren Füßen einer der Seen, über uns der Sternenhimmel - sogar mit Lagerfeuer - jawohl, meine Pfadfinderzeit trägt noch immer Früchte!, gegrillten Spießen und Kartoffeln! Am nächsten Morgen ging es dann nochmal für 3-4h Richtung Norden durch den Park und gegen Mittag wieder zurück nach Kigali. Nach einer sehr schönen aber auch anstrengenden Woche bin ich dann Freitag abend ziemlich müde heimgekehrt, fand die Jungs gott-sei-dank gesund und munter (wenn auch mit leichten Schürfwunden) und das Haus noch stehend vor!
Eva hat Alma bekommen - ich habe bis jetzt leider noch nicht mit ihr sprechen können, aber die Jungs meinten ihr und dem Baby gehe es gut. Nächste Woche haben Paul und Anton eine Woche frei (sie langweilen sich schon jetzt) und ich arbeite wieder mal :)
Ansonsten gehts mir gerade sehr gut, ich bin verschont von Magen-Darm-Beschwerden (hura!), habe eine Menge gesehen und mich richtig in Ruanda verliebt. Wenn das hier die Wiege der Menschheit war, dann gibt es eigentlich keinen Grund, warum wir hier hätten weggehen sollen! Ich melde mich nächste Woche wieder regelmäßig - ihr kommt also nicht drum herum Stunden eures hektischen Lebens auf dieser Seite zu verbringen ;)
Ich hoffe euch allen geht es gut! Genießt den schönen Herbst und trinkt eine Tasse Tee für mich -
Alles Liebe, eure Milli